Einer der bedeutendsten Denker und Autoren des 13. Jahrhunderts
Thomas von Aquin ist der Prototyp eines modernen, weltoffenen Menschen. Er ist fasziniert von der Idee einer grundlegenden Reform der Gesellschaft und der Kirche und tritt deshalb in den Dominikanerorden ein. Beeindruckt von den aufblühenden Städten, die auch der Ort für die neuen Universitäten werden, widmet er sich der Wissenschaft und wird schließlich Professor an einer der ersten Universitäten, die 1200 in Paris gegründet wurde.
Thomas setzt sich ausführlich mit den Schriften des Aristoteles und den Kommentaren arabischer Gelehrter wie Avicenna und Averroes auseinander und ist stets interessiert daran, die neuesten Übersetzungen zu bekommen. Ebenso setzt er sich mit dem jüdischen Gelehrten Maimonides oder mit griechischen Denkern auseinander. Er ist zugleich ein spekulativer Kopf und ein praktisch denkender Lehrer, der für seine Schüler neue Kurse und Lehrbücher konzipiert; ein solches Buch ist die Summa theologiae, die sich nicht nur an Spezialisten, sondern an alle richtet, die wie Thomas davon überzeugt sind, dass wir mit Gründen Rechenschaft geben müssen von unseren Überzeugungen, gleich ob es sich um philosophische oder theologische Überzeugungen handelt.
- *1225 in Roccasecca
- 1244 Eintritt in den Dominikanerorden
- 1248-52 Student und Assistent Alberts des Großen in Köln
- zweimal Magister der Theologie in Paris (1256-1259 und 1268-1272)
- Arbeit an der Summa theologiae (1266-1273)
- † 7. März 1274 in Fossanova auf dem Weg zum Konzil von Lyon
Der Ort der Debatte und der Disputation ist der öffentliche Raum der Universität und einer Stadtgesellschaft. Diese intellektuelle Offenheit und Weite atmet Thomas Denken – auch dort, wo wir mit Thomas nicht übereinstimmen. Das hätte ihn nicht gestört. Er hätte uns gewiss eingeladen, mit ihm nach allen Regeln der Kunst zu disputieren. Doch Thomas hat auch eine andere Seite: er hat wunderbare Gedichte geschrieben; einige von ihnen sind vertont worden.
Bibliographie
Wer weiterlesen möchte, findet im Folgenden einige Lesehinweise zur Biographie, zum Werk und speziell zur Summa theologiae:
- JEAN-PIERRE TORRELL, Magister Thomas. Leben und Werk des Thomas von Aquin, Freiburg 1995.
(Magistrale biobiobliographische Darstellung von Werk und Leben des Thomas von Aquin; Referenzwerk.) - ALBERT ZIMMERMANN, Thomas lesen (legenda 2), Stuttgart-Bad Cannstatt 2000.
(Zählt zu den besten Einführungen in das Denken des Thomas; klar geschrieben.) - MARIE-DOMINIQUE CHENU, Das Werk des Hl. Thomas von Aquin (vom Verf. durchgesehene und verbesserte deutsche Ausgabe), Graz / Wien / Köln 2. Aufl. 1982)
(Bietet eine umfassende, klar geschriebene Orientierung über das Gesamtwerk und die Werke des Thomas, über Methode, Sprache und den wissenschaftlichen Kontext.) - ANDREAS SPEER (Hrsg.), Thomas von Aquin: Die Summa theologiae. Werkinterpretationen (de Gruyter Studienbuch), Berlin / New York 2005.
(In 16 Beiträgen ausgewiesener Experten wird ein Überblick über die großen Themen der Summa theologiae gegeben.)