Darum geht es: ein großes Buch im Latein des 13. Jahrhunderts in die Sprache des 21. Jahrhundert zu bringen. Präzise, adäquat und mit Esprit.
Die Summa theologiae – was für ein Werk!

Thomas von Aquin (*1224/25, †1274) zählt zu den berühmtesten und bis heute einflussreichsten Philosophen und Theologen des Mittelalters. Die Summa theologiae gilt als das Hauptwerk des Thomas, das wie keine andere Schrift seine Wirkung und die Wirkungsgeschichte seines Denkens bestimmt. Die Summa theologiae, die eine umfassende christliche Weltdeutung vom Standpunkt einer allgemein gültigen wissenschaftlichen Vernunft darstellt, zählt zweifellos zu den „Great Books“ der Menschheitsgeschichte. Zwischen 1266 und 1268 in Rom begonnen, konzipiert Thomas seine Summa mit einem explizit didaktischen Anspruch der Vermittlung einer zunehmend akademischen Debatte für die in der Seelsorge tätigen dominikanischen Mitbrüder. Das hat dem Werk bis heute eine breite Leserschaft beschert. Während seines zweiten Pariser Professorats zwischen 1270 und 1272 bildet die Arbeit an seiner zweiten Summa die Konstante in Thomas‘ schier unvorstellbarem Schaffen. Von Legenden umgeben ist schließlich Thomas‘ Abbruch der Arbeit an seiner Summa am 1. Dezember 1273 in Neapel inmitten des Bußtraktats.

Die Summa theologiae umfasst drei Bücher, von denen das zweite noch einmal von Thomas unterteilt wird. Die Summa spiegelt den Diskussionsstil an den Universitäten wider und ist in Fragen (Quaestiones) und Teilfragen (Articuli) gegliedert. Der erste Teil (Prima Pars) umfasst 119 Quaestiones, die beiden Teile des zweiten Teils umfassen 114 Quaestiones (Prima Secundae) und 189 Quaestiones (Secunda Secundae). Vom dritten Teil (Tertia Pars) hat Thomas 90 Quaestiones fertiggestellt, ein aus seinen Werken kompiliertes Supplementum umfasst noch einmal 99 Quaestiones.

Anspruch und Herausforderung

- Ein Buch in drei Teilen (und Supplement)
- mit 512 (bzw. 612) Quaestiones
- mit 2.669 (bzw. 3.218) Articuli
- die Literatur zur Summa theologiae füllt viele hundert Regalmeter
- Der lateinische Text der Editio Leonina ist online verfügbar: http://www.corpusthomisticum.org/

Es verwundert nicht, dass die Summa theologiae in viele Sprachen übersetzt worden ist und dass es viele neue Übersetzungprojekte gibt. Eine moderne deutsche Übersetzung von Thomas‘ Hauptwerk fehlt jedoch. Die einzige vollständige Übersetzung der Summa theologiae stammt vom Ende des 19. Jahrhunderts und ist nur schwer verfügbar. Das 1933 von den Benediktinern begonnene und später von den Dominikanern fortgesetzte Projekt der „Deutschen Thomas-Ausgabe“ ist nach wie vor unvollendet und seine Sprache ist inzwischen veraltet und oftmals schwer verständlich.

Es braucht also eine Übersetzung, die sprachlich präzise und zugleich anschlussfähig an philosophische und theologische Gegenwartsdebatten ist. Das ist gar nicht so schwer: Thomas‘ eigene Sprache ist klar und erstaunlich modern und anschlussfähig, wie etwa die englischsprachigen Übersetzungen zeigen.

Eine gute Übersetzung überträgt Begriffe und Texte von einer Sprache in eine andere Sprache und eröffnet einen Zugang zum Text. Das ist auch unser Anspruch. Auf diese Weise soll die Summa theologiae rechtzeitig zum Thomas-Jubiläum ihren Platz unter den großen Büchern bekommen, deren Fragen diskutiert werden – gleich ob wir mit Thomas‘ Antwort übereinstimmen oder nicht.

Die Editio Leonina

Die Editio Leonina geht auf Papst Leo XIII. (1810-1903) zurück, der gleich zu Beginn seines Pontifkats 1879 die Enzyklika „Aeterni Patris“ dem 1323 heiliggesprochen und 1567 in den Rang eines Kirchenlehrers erhoben Thomas von Aquin widmet, den er als eine emblematische Gestalt für die Synthese von Vernunft und Glauben, von Philosophie und Theologie ansieht. Auch das Zweite Vatikanische Konzil empfiehlt Thomas ausdrücklich als Kirchenlehrer, eine Empfehlung, die durch die Enzyklika Fides et ratio von Papst Johannes Paul II. erneut bestätigt wurde. Nur wenig später gründet Leo die „Akademie des Heiligen Thomas von Aquin“ und bestimmt die Herausgabe aller Werke des Thomas zu deren Aufgabe. Diese „Commissio Leonina“ besteht bis heute und befasst sich mit der Erforschung der Überlieferung der Werke des Thomas und mit ihrer kritischen Edition. Die Summa theologiae zählte zu den vordringlichsten Projekten und wurde in 9 Teilbänden (den Bänden IV-XII) in den Jahren 1888-1906 herausgegeben. Diese Referenzausgabe, die inzwischen digitalisiert frei zugänglich ist (allerdings ohne die Apparate und den Kommentar des Kardinal Cajetan), liegt auch unserer Übersetzung zugrunde.

Eines der größten Co-Science-Projekte Europas

Wir möchten dieses Projekt zu einem Gemeinschaftsprojekt machen. Daher haben wir es als Co-Science-Projekt angelegt. Werden Sie Teil unseres Übersetzer-Teams. Ein ideales Übersetzerteam für die Summa theologiae sollte neben guten Sprachkenntnissen verschiedene interdisziplinäre Kompetenzen repräsentieren: Theoretische Philosophie (Metaphysik, Psychologie, Erkenntnistheorie), Dogmatik (Gotteslehre, Christologie, Sakramentenlehre), praktische Philosophie (normative und angewandte Ethik), Moraltheologie, Kanonistik, Bibelexegese und natürlich Mittellatein.

Bewerben Sie sich mit einer Probeübersetzung eines Artikels derjenigen Quaestio, die sie gerne übersetzen würden. Ein Redaktionsteam achtet auf terminologische Kohärenz, macht Korrekturvorschläge und entscheidet schließlich über die Aufnahme der Übersetzung, die mit namentlichem Hinweis erscheint.

Darüber hinaus planen wir Übersetzungsworkshops und Seminar zu einzelnen Fragen, bei denen wir unsere Übersetzung ausprobieren.

Projektstand
Loading...

Mitwirken

Die summa21 ist als großes Gemeinschaftsprojekt angelegt. Anders lässt sich der umfangreiche Textcorpus nicht handhaben. Hier können Sie erfahren, wie Sie bei der Übersetzungsarbeit mitwirken können und wie der Übertragungsprozess angelegt ist.

mehr erfahren
Wie können Sie uns noch unterstützen?

Sie finden unser Projekt wichtig und möchten es anders als durch einen Übersetzungsbeitrag unterstützen? Das können Sie auch tun über unser crowdfunding-Konto. Denn wir benötigen einen professionellen Redaktionsstab, der unsere Übersetzerinnen und Übersetzer betreut und die Homepage stets aktuell hält. Auf Wunsch erhalten Sie über die Universität zu Köln auch eine steuerabzugsfähige Spendenquittung.

Nachrichten
... 15.02.2024
Neue externe Übersetzung: De potentiis appetitivis

René Engelmann aus Oldenburg besorgt nunmehr seine zweite Übersetzung im Rahmen unseres großen Projekts. So sammelt das T ... mehr

... 09.02.2024
Zur Erkenntnis materieller Dinge. Neues aus der Übersetzungswerkstatt

Die Übersetzungswerkstatt des Thomas-Instituts hat in der vergangenen Vorlesungszeit die 86. Frage aus dem ersten Teil der ... mehr

... 17.01.2024
Neues aus der Übersetzungswerkstatt

Aus dem Themenfeld der Existenz Gottes und der Schau seiner durch den Menschen legt die Übersetzungswerkstatt mit SThIQ2 nu ... mehr